Teil 1: Wenn einer eine Reise tut – über den Landweg nach La Palma / When One Sets Out to Travel – Overland to La Palma

Teil 1: Wenn einer eine Reise tut – über den Landweg nach La Palma

Die nächste Etappe unserer Reise führt uns über den Landweg nach La Palma. Ganz gemütlich beginnen wir in Bern – mit dem Tram zum Bahnhof, dann weiter mit dem Zug Richtung Lyon. Schon die Fahrt durch die herbstliche Schweiz ist wunderschön: die bunten Weinreben leuchten in allen Farben, dahinter die schneebestäubten Gipfel des Mont Blanc-Massivs und der tiefblaue See.

Die Zollformalitäten? Praktisch inexistent – kein Mensch in Uniform weit und breit. Und wie jedes Mal, wenn ich diese Strecke fahre, fällt mir auf, wie sich die Landschaft ab Genf verändert: weniger dicht besiedelt, wilder, mit weitläufigen Wäldern, die sich schon in Rot und Gold verfärben.

Ein wenig Sorgen macht uns der nächste Abschnitt – von Lyon nach Barcelona konnten wir nämlich keine Sitzplätze reservieren. Die freundliche Frau am Telefon von Renfe, dem spanischen Bahnpendant zur SBB, meinte nur: „Gehen Sie einfach zum Zugpersonal und fragen Sie, ob noch Platz ist!“ – Oh je!

Mit nur wenigen Minuten Umsteigezeit erreichen wir in Lyon den Perron. Der Zugchef, freundlich und ruhig, rät uns, einfach in den Speisewagen zu gehen und dort zu warten. Gesagt, getan – und siehe da: Wir bekommen tatsächlich noch vier Sitzplätze, zum normalen Preis, aber in der ersten Klasse! So reisen wir viel komfortabler als erwartet – gute sechs Stunden lang bis Barcelona.

Trotzdem kommen wir etwas erschöpft in der grossen Stadt an. Unser Apartment liegt mitten in einem alten Stadtquartier, in einem wunderschönen Altbau. Leider ist Lolo krank – Fieber, Bettruhe. Julien hat auch einen etwas mulmigen Magen. Dennoch schaffen wir, Julien und ich, einen kleinen Ausflug zu den Gärten von Antonio Gaudi. Schon der Weg dorthin ist ein Abenteuer: Metro fahren, die vielen Menschen, die Energie der Stadt – alles neu und aufregend.

Am Samstag, unserem nächsten Reisetag, wird gleich vor unserem Haus ein wunderschöner Markt aufgebaut. Und für einml wird die doch sehr stark befahrenen Strasse zur Fussgängerzone.  Wir würden am liebsten noch stundenlang durch die Stände schlendern – aber wir müssen weiter. Nächste Etappe: Barcelona – Madrid – Sevilla – Cádiz, ganz im Südwesten an der Küste.

Was in Lyon noch ganz einfach war, wird hier zur Herausforderung. Die Kontrollen sind streng, fast wie am Flughafen. Trotzdem kommen wir zunächst problemlos durch – bis das Küchenmesser unserer Outdoor Küche entdeckt wird. Natürlich ganz unten im Rollkoffer! Also alles auspacken. Wir nehmen’s mit Humor.

Doch in Madrid wird es ernster: Bei der erneuten Sicherheitskontrolle wird Juliens Opinel-Messer konfisziert, und die Patronen der Kinderrettungswesten müssen ebenfalls zurückgelassen werden. Die Kinder sind empört – und ehrlich gesagt, wir auch. Die Beamten bleiben unerbittlich. Keine Diskussion hilft, und so sind Messer und Patronen weg.

Der Zug fährt schon bald, wir sprinten los, gerade noch rechtzeitig. Dann endlich Ruhe – und wieder Landschaft pur: Felsen, rote Erde, Olivenhaine, weite Ebenen, fast wie eine Mischung aus Steppe und Prärie. Ich finde es wunderschön, die Kinder sind weniger interessiert– bis plötzlich ein Kondor oder so was ähnliches über uns kreist. Da ist das Interesse sofort wieder da.

Die Landschaft erinnert mich an alte Winnetou- oder Bonanza-Filme – man möchte am liebsten gleich mit dem Fahrrad durch diese Weite fahren. Nach vielen Stunden erreichen wir schliesslich Cádiz – leider schon in der Dunkelheit. Aber man riecht das Meer ganz nah, und mit ihm das Gefühl, dass das nächste Abenteuer schon wartet.

Fortsetzung folgt …

The first leg of our journey to La Palma takes us overland. We start gently in Bern – tram to the station, then the train heading for Lyon. The ride is pure autumn beauty: colourful vineyards glowing on the slopes, the Mont Blanc peaks already dusted with snow, and the blue shimmer of the lake below.

Border formalities? Practically non-existent – not a uniformed person in sight. As always when I travel this route, I notice how the landscape changes after Geneva: less built-up, more wild, with forests already painted in shades of red and gold.

The next stretch, however, worries us a bit – we couldn’t reserve seats from Lyon to Barcelona. The friendly woman at Renfe, Spain’s version of the SBB, told us: “Just ask the staff on the train – maybe there’ll be seats left!” Oh dear.

With only a few minutes to change trains, we reach the platform. The conductor smiles and tells us to wait in the restaurant car. Lucky us – he sells us four seats at the regular price, but in first class! So we travel far more comfortably than expected, six hours all the way to Barcelona.

We arrive tired in the big city. Our apartment, in a lovely old building in the heart of the Sants Quarter, is charming – but poor Lolo has a fever and must stay in bed. Julien also feels a bit queasy. Still, Julien and I manage a small outing to Antonio Gaudi’s gardens. Even the journey there is an adventure – the metro, the crowds, the rhythm of the city – all new and exciting.

On Saturday, our next travel day, a beautiful market appears right outside our door. We’d love to linger, but our journey must go on: Barcelona – Madrid – Seville – Cádiz, at Spain’s far southwest coast.

What was easy in Lyon becomes more complicated here. Security checks feel almost like an airport. We make it through – until they discover our kitchen knife, buried deep in a suitcase. Everything out! But we laugh it off.

In Madrid, however, things get serious. Julien’s pocket knife is confiscated, and the CO₂ cartridges from the kids’ life vests must also stay behind. The children are upset – and honestly, so are we. The officers remain firm, and there’s nothing to be done.

We rush to the platform, catching the train just in time. Then, finally, we can breathe again. The scenery unfolds – rocky ridges, red soil, endless olive groves and open plains, like a Western film come to life. I find it breathtaking. The kids? Less so – until a condor glides overhead. Then they’re amazed.

It looks like a scene from Winnetou or Bonanza – and for a moment, I dream of cycling through that vast emptiness. After many hours, we finally reach Cádiz – arriving in darkness, but happy. The sea is near again. And with it, the sense that another chapter is just beginning.

To be continued …

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